Formen im Wing Chun

Das Wing Chun System, besteht aus sechs waffenlosen Formen ergänzt durch zwei Waffenformen. Die Handformen oder Formen stellen im Wing Chun ein zentrales Element des Trainings dar. Die Form dient als Schablone, zur Struktur und lehrt Bewegungs – und Übungsabläufe ohne äußeren Stress.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kampfsportarten geht es beim Erleben der Techniken in den waffenlosen Formen des Wing Chun nicht nur darum, die Techniken kräftig und schnell auszuführen. Sie fördern die koordinativen Fähigkeiten insbesondere der Hand-Auge-Koordination. Während dem üben steht auch kein imaginärer Gegner im Vordergrund wie bei einer Kata. Jede Form im Wing Chun vermittelt bestimmte Ideen, Prinzipien, dient der Methodik und beinhaltet bestimmte Konzepte. Die Bewegungsabläufe werden durch die Form 1 zu 1 für den jeweiligen Zweck automatisiert und reizadäquate Reaktionen werden angebahnt. Das Kombinieren und Handtechniken und Schrittarbeit führt zum Erkennen von Kampfkunstspezifischen Prinzipien und Konzepten.

Dabei werden reale Kampfsituationen systematisiert abgebildet und interpretiert und klassifiziert. Anschließend müssen eine Überprüfung und Revision der Techniken erfolgen. Also lernt der Schüler dadurch sich schon sehr früh effektiv zu verteidigen, lange bevor er das „ganze System“ erlernt hat.

Das Wing Chun System, besteht aus sechs waffenlosen Formen ergänzt durch zwei Waffenformen. Dies ist die Grundlage zu lebenslangem Lernen als Prozess der Qualitätssicherung und – kontrolle.

Siu Nim Tau – „Die Kleine Idee“

Siu-Nim-Tau ist die erste waffenlose Form und sozusagen das Fundament des Wing Chun (ABC) und beinhaltet umfangreiche praktikable Abwehr- und Angriffsbewegungen. Die erste Form Siu Nim Tau vermittelt zum Beispiel neben den Techniken, die als kombinierbare Schablone dienen, auch ein Kraftprinzip, ein bestimmtes Konzept, und baut bestimmte Fähigkeiten auf wie zum Beispiel Grounding und Routing. So hat jede Form oder dient jede Form ihren Zweck.

Sie soll dem Anfänger eine „kleine Idee“ von den effizienten und effektiven Prinzipien des Wing Chun vermitteln.

Kuen Tou – Boxform

Kuen Tou wird im Wing Chun am Wandsandsack trainiert. Dient zum optimieren des Wing Chun Fauststoß, Rhythmus, Kombinationsfähigkeit etc.

Bei dieser Form liegt eine Struktur oder und ein Ablauf vor, der als Schablone dient, und somit frei angewandt oder am Wandsandsack auch später ohne Reihenfolge geübt werden kann.

Chum Kiu – Suchende Arme

Chum Kiu bedeutet „Suchende Arme“ oder übersetzt eine Brücke suchen.

Brückenform

Chum Kiu beinhaltet eine Vielzahl von Techniken und Bewegungen, um die Lücke zu einem Gegner zu überbrücken. Wesentliche Elemente sind die Kraftentwicklung aus der Hüfte, die Beinarbeit und der gleichzeitige Einsatz beider Arme. Die Techniken vom Chum-Kiu ermöglichen es, in allen Situationen die eigene Balance zu halten, den Gegner zu verfolgen und das Ziel exakt zu fokussieren.

In dieser Form werden die bereits erlernten Techniken von der Siu Nie Tau durch Schrittarbeit /Schritttechniken und Wendetechniken koordiniert und geübt. Auch hier werden Kraft- und Kampfprinzipien vermittelt. Dem Schüler werde auch bestimmte Konzepte durch die Form gelehrt. Hier werden Die Arm/Handtechniken durch die Schrittarbeit, Wendung in ihrer Struktur unterstützt.

Biu Jee – Stoßende oder schleudernde Finger

Die Techniken von Biu Jee, die oft auch als „Notfalltechniken“ bezeichnet werden, dienen dazu aus der Defensive in die Offensive zu gelangen. Dies kann z.B. erforderlich sein, wenn mehrere Gegner angreifen, Waffen zum Einsatz kommen oder wenn man die Kontrolle im Kampf verloren hat (Fehler zu machen ist menschlich). Entgegen der Grundausrichtung von Wing Chun werden die Techniken der dritten Form sehr dynamisch ausgeführt. Auch hier werden wie bei den anderen Formen, die als wichtige Grundlage für diese Form dienten, Konzepte, Ideen etc. und neue Techniken vermittelt die zum Angriff dienen.

Mook Yan Chong – Holzpuppenform

Mook Yan Chong beinhaltet Elemente aus allen drei bisherigen Formen und wird nach der zweiten Form (Chum Kiu) unterrichtet und dient als wichtiges Trainingsgerät der Verbesserung von Koordination, Angriffswinkel, Distanzgefühl und Timing. Die Übungen an der Holzpuppe schulen den Körper sich synchron als kompakte Einheit zu bewegen. Der Praktizierende erhält beim Training ein deutliches Feedback und kann so seine Fähigkeiten auf ein höheres Niveau bringen.

Bei der Holzpuppe wird der Aggressor auf der auch in der Hinteren Distanz angriffen oder gestört oder dort verteidigt. Auch hier werden Konzepte, Winkel, Prinzipien vermittelt und bestimmte Fertigkeiten verbessert und neue Fähigkeiten geschult.

Saam Sing Chong – Tripodal- Form

Drei Sterne Puppenform dient als oder sind Unterrichtsprogramme, die die Körpermotorik schult. Sie erweitert oder lehrt das Technikspektrum in alle Distanzen des Kampfes. Diese Form umfasst Arm- wie auch Beintechniken und die dementsprechende notwendige Schrittarbeit. Auch hier werden die Fertigkeiten erweitert und neue Fähigkeiten erzielt. Diese Form sollte sinnvollerweise parallel zur Holzpuppenform gelehrt und trainiert werden.

Die waffenlosen Formen und deren Anwendungen schließen das System mit all seinen Erkenntnissen ab.

Die Waffen im Wing Chun

Die Waffen beim Wing Chun sind Doppelmesser und Langstock. Die fünfte Form: Lok Dim Boon Gwan („Langstockform“) Lok Dim Boon Gwan = Sechs ein halb Punkt Stock = Langstock-

Form: Der Langstock gilt im Kung Fu als Königsdisziplin. Die Schülerinnen und Schüler lernen zunächst die Grundbewegungen, später die gesamte Langstockform. Die Kampfprinzipien, und die von der Form erstandenen Fähigkeiten und verbesserten Fertigkeiten werden später in den waffenlosen Kampf übertragen und machen so auch wiederum in der Formgebung der Handformen ihren Einfluss auf den waffenlosen Kampf geltend.

Durch das Langstocktraining und spezielle Trainingsdrills (Solound Partnerdrills) wird eine enorme strukturelle Kraft ausgebildet und die Kontrolle, Balance und Körperkoordination verbessert.

Eine ganzkörperliche explosive Kraftentfaltung aus dem Boden wird insbesondere durch den tiefen Shaolin-Stand in Verbindung mit einem eng anliegenden hinteren Ellbogen geschult. Das Langstocktraining bietet ab der zweiten Form eine hervorragende Ergänzung zum alltäglichen Training.

Baat Cham Dao – „Doppelmesserform“

Baat Jam Dao = Acht spaltende Messer = Doppelmesser-Form. Im Gegensatz zum waffenlosen Kampf ist es im bewaffneten Kampf nicht ratsam dem Gegner frontal gegenüber zu stehen.

Daher wird im Training mit dem Doppelmesser durch spezielle Schritttechniken die gegnerische Angriffslinie verlassen und der Angreifer flankiert. Schnelligkeit, Kampfgeist und das richtige Timing sind bei der Ausübung dieser Form von elementarer Bedeutung. Diese Form dient der Methodik und wirkt sich natürlich auch aus auf die Fähigkeiten des Waffenlosen.

Die beiden Waffenformen sind ein Zusatz, sie dienen dazu, gewisse Gesetzmäßigkeiten und Vorstellungen zu schulen und besser zu verstehen, welche aber durch das „korrekte“ Erlernen des waffenlosen Programms schon lange vorhanden sein müssen.